Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder

MA S. Theater und Dramengeschichte: Theater und städtische Festkultur im Mittelalter

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder
Kurzname: S Theate&Dramengesch
Kurs-Nr.: 05.155.605
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Petersen, Christoph: Ritual und Theater. Meßallegorese, Osterfeier und Osterspiel im Mittelalter, Tübingen 2004.
Warning, Rainer: Funktion und Struktur. Die Ambivalenzen des geistlichen Spiels, München 1974.

Inhalt

Das Seminar widmet sich der Diskussion ausdifferenzierter ästhetischer Formen christlich-liturgischer Theatralität in ihrer Interdependenz mit Formen karnevalesker (Bachtin) Verkehrungs-Theatralität. Hierbei umfasst christlich-liturgische Theatralität zunächst die Ausbildung religiöser Darstellungen, von der Osterfeier des 8./9. Jahrhunderts bis zum Adamsspiel des 12. Jahrhunderts, als Praktiken der Durchsetzung und Vertiefung des christlichen Weltbilds und der kirchlichen Macht: So weist der äußerst umfangreiche mittelalterliche Festkalender neben den großen christlichen Festen Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Fronleichnam mehrere Marienfeiertage, die Tage der verschiedenen Heiligen, Kirchweihfeste, die Feste der zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest wie das Fest der Unschuldigen Kinder oder die Narren- und Eselsfeste, den Karneval, Jahreszeitenfeste wie die Maifeiern sowie unterschiedliche regionale Feste auf. In den Städten wurden im Rahmen der Feste häufig Theateraufführungen veranstaltet: Weihnachtsspiele, Oster- und Passionsspiele sowie Fronleichnamsspiele; Tage der Heiligen und Kirchweihfeste wurden häufig mit Heiligen- und Legendenspielen begangen. Der Stoff der Spiele war mit der Bibel vorgegeben. Allerdings wurde in den Oster- und Passionsspielen Heilsgeschichte nicht einfach rememorativ oder gar didaktisch – etwa zur Belehrung des Volkes – dargestellt, sondern im Sinne einer monumentalen Remythisierung, im Rahmen derer die biblischen Heilstaten mythisch-archetypisch präsentiert wurden als Kräfte im sich ewig wiederholenden uranfänglichen Kampf zwischen Gut und Böse. Diese Remythisierung manifestiert sich in einzelnen Spielmomenten, die besonders zahlreich in den bevorzugt breit ausgespielten Szenen zu finden sind. Im Passionsspiel fungieren als derartige Elemente die Folterungs- und Passionsszenen, die wie ein grausames Sündenbockritual ablaufen, im Osterspiel die Höllenfahrt Jesu, die als formelhaft liturgischer Exorzismus vollzogen wird, sowie die komisch-clownesken „Störungen“ der Salbenkrämer-Szene, die sich in ihrer betonten Sinnlichkeit auf die alten Fruchtbarkeitsriten und –kulte des heidnischen Frühlingsfestes, des ôstarûn, beziehen und als partielle „Subversionen“ des christlichen Kerygmas besagter Verkehrungs-Theatralität zuzuordnen sind. Die geistlichen Spiele des Mittelalters gestalten sich so jeweils anders als widersprüchliches, konfliktbeladen-spannungsreiches Zusammen- und Nebeneinanderwirken von Weltanschauungen, Mentalitäten und sie repräsentierenden Aktionen/Praktiken.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
15.04.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.04.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.05.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.05.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.05.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.05.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.06.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.06.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.06.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
01.07.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.07.2019 (Montag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude