Eine Person spielt Hamlet auf der Bühne, singt eine Arie, bewegt sich bei einem Audiowalk durch die Stadt, erzählt einem Publikum aus ihrem Leben, tanzt durch einen leeren Museumsraum. Aktivist:innen demonstrieren auf der Straße, weltweit wird im virtuellen Raum zeitgleich eine Bewegung nachgeahmt, eine Bundestagsrede wird in Gebärdensprache gehalten, ein Hofstaat verneigt sich vor dem Thron.
Theatrale und mediale Phänomene, performative Praktiken und politische Situationen markieren das vielfältige Spektrum von Aufführungsereignissen dies- und jenseits des künstlerischen Rahmens und prägen unser gesellschaftliches Zusammenleben: Denn Menschen versammeln sich, sie wechseln Rollen, schauen zu, führen auf und nehmen teil.
Die Mainzer Theaterwissenschaft nimmt Erscheinungsformen wie Schauspiel, Musiktheater, Tanz, Performancekunst, Fest- und Alltagskultur in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in den Blick. Dabei eröffnet das Studium in Theorie und Praxis neue Perspektiven auf Kunst, Gesellschaft und Medien. Es befähigt dazu, über theatrale Phänomene sprechen, schreiben und sie analysieren zu können. Kritisches Denken wird gefördert, Wahrnehmung und ästhetisches Gespür geschult, und demokratische Handlungsräume geteilt.
Unsere Schwerpunkte umfassen:
- Theater und Performance der Gegenwart
- Theatergeschichtsschreibung
- Mediale und kulturelle Aufführungspraktiken
- Künstlerisches Forschen und Praxeologie
- Kulturpolitik und Institutionsforschung
Das FTMK vereint die Fächer Filmwissenschaft / Mediendramaturgie, Theaterwissenschaft, Medienkulturwissenschaft, Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie sowie den Arbeitsbereich Alltagsmedien und Digitale Kulturen in einem gemeinsamen Institut. Der interdisziplinäre Zusammenschluss der vier Disziplinen trägt dem Bewusstsein Rechnung, dass eine fundierte akademische Ausbildung im Bereich der modernen Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaften nicht ohne Forschung und Lehre „an den Rändern“ der eigenen Disziplin gelingen kann.
Filmwissenschaft / Mediendramaturgie untersucht audiovisuelle Kultur in ihren vielfältigen Erscheinungsformen als mediale Praxis in Gegenwart sowie in historischer Perspektive. Theaterwissenschaft versteht sich als Wissenschaft von der Aufführung in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen, vom Schauspiel über die Oper, den Tanz, die Performance Art sowie rituelle Spiele in fest- und alltagskulturellen Kontexten. Medienkulturwissenschaft erforscht die medialen Bedingungen von Kultur in systematischer und historischer Hinsicht, wobei neben Massen- und Kommunikationsmedien etwa auch Verkehrsmittel, Architekturen oder Körpertechniken untersucht werden. Bei der Kulturanthropologie / Europäischen Ethnologie handelt es sich um eine empirische Kulturwissenschaft, deren zentrales Arbeitsfeld die Analyse kultureller Phänomene und Prozesse in ihren sozialen, räumlichen und zeitlichen Bezügen ist. Der Arbeitsbereich Alltagsmedien und Digitale Kulturen widmet sich der alltäglichen Mediennutzung im Kontext der Digitalisierung und erforscht ihre ästhetischen, sozialen und politischen Dimensionen.
Theaterwissenschaft in Mainz zu studieren, das bedeutet, den Horizont für theatrale Phänomene in Vergangenheit und Gegenwart zu erweitern, wissenschaftliche Kompetenzen im Umgang mit methodischem Handwerkszeug zu erwerben sowie Theorie(n) und Geschichte(n) von und über Theater kennenzulernen und zu erforschen. Theaterwissenschaft in Mainz zu studieren, bedeutet aber auch, sich an einem interdisziplinär ausgerichteten Institut, dem FTMK, in einen produktiven Dialog mit den benachbarten Fächern zu begeben und gleichzeitig den theaterwissenschaftlichen Fokus im beständigen Abgleich mit Praxisfeldern von Gegenwartstheater, Performance und digitalen Formaten zu schärfen.
Im Zentrum des Studiums der Theaterwissenschaft steht die analytische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Darstellungsformen der performativen Künste. Durch den regelmäßigen Besuch von Aufführungen wird Seherfahrung geschult und durch gemeinsame Reflexion ästhetische Wahrnehmung versprachlicht und in einen wissenschaftlichen Diskurs überführt. In praxisbezogenen Lehrveranstaltungsformaten entwickeln Studierende eigene künstlerische, performative oder dramaturgische Strategien.
Der Studienbereich Theaterwissenschaft bietet an der JGU Mainz zwei Studiengänge an:
- B.A. Theaterwissenschaft (Kern- und Beifach im Zwei-Fächer-Bachelor)
- M.A. Theaterwissenschaft
Die Johannes Gutenberg-Universität zählt mit rund 35.000 Studierenden und 240 Studiengängen zu den größten Universitäten Deutschlands mit einem breiten Studienangebot, insbesondere auch im Bereich von Kunst, Kultur und Medien. Fast alle Institute und Einrichtungen befinden sich auf einem großen gemeinsamen Campus – ein Garant für kurze Wege und eine kommunikative Atmosphäre. Vor allem für ein Studium mit kultur-, theater- oder medienwissenschaftlichem Bezug ist der Studienstandort Mainz ideal geeignet.
Der Studienstandort Mainz profitiert von einem lebendigen Netzwerk der Kulturmetropole Rhein-Main. In der näheren Umgebung sind fünf Stadt- und Staatstheater (Mainz, Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt und Mannheim), eine Vielzahl an freien Produktionshäusern und Kammertheatern, zeitgenössischen und historischen Museen und Kunstsammlungen sowie diverse Konzerthäuser und Programmkinos zu erreichen. Mit SWR, ZDF und arte befinden sich wichtige Sendeanstalten direkt vor Ort.
Was hat Schauspielen und seine Geschichte mit der Differenzierung von Menschen zu tun? Wie hat sich das Verhältnis von Leistung und Dis/ability in Auftritten von behinderten Performer:innen seit dem 19. Jahrhundert verändert? Und auf welche Weise ist das Theater als Institution und Organisation an der Kategorisierung von Menschen nach Ethnizität, Klasse oder Geschlecht beteiligt? Was haben digitale Praktiken der Zeugenschaft mit Theatralität zu tun? All dies sind Fragen, die am FTMK von Theaterwissenschaftler:innen erforscht werden.
Die Theaterwissenschaft der Universität Mainz ist an zwei DFG-Verbundprojekten beteiligt. Am DFG-Sonderforschungsbereich Humandifferenzierung werden zur Zeit mit Staging Differences (Leitung: Friedemann Kreuder) und Disability Performance (Leitung: Benjamin Wihstutz) zwei theaterwissenschaftliche Teilprojekte gefördert, im April 2026 startet zudem ein Graduiertenkolleg mit dem Titel „Techniken des Bezeugens“ mit theaterwissenschaftlicher Beteiligung, das bisher als Gutenberg Nachwuchs-Kolleg (GNK) gefördert wurde.
Neben den Verbundforschungsprojekten prägt aber auch die Individualforschung (in Form von individuell eingeworbenen Forschungsprojekten, Forschungsvorhaben oder Dissertationen) das Profil der Mainzer Theaterwissenschaft.