Sarah Wendel M.A.

S. Fokus Gegenwart: Die Zeit, die bleibt? Ästhetische Zugänge zur (Nicht)-Erzählbarkeit der „Klimakrise“ zwischen Apokalypse, Öko-Kitsch und Wissenschaft

Dozent:innen: Sarah Wendel
Kurzname: 05.155.24_130
Kurs-Nr.: 05.155.24_130
Kurstyp: Seminar

Inhalt

Der Blick auf die nüchternen Fakten (IPCC) zeigt, dass der menschengemachte Klimawandel allen Warnrufen der Wissenschaft zum Trotz unvermindert fortschreitet. Das ungehinderte Zusteuern auf eine eigentlich doch abwendbare Klimakatastrophe wider besseres Wissen hat unverkennbar theatrale Züge und hinterlässt das ungute Gefühl, man sei unfreiwillig in den Chor einer antiken Tragödie geraten und müsse mitansehen, wie der Held (Menschheit) mit einer den eigenen Prinzipien treu verhafteten Konsequenz dem sicheren Verderben entgegengeht. Der Versuch Patricia Espinosas, der UN-Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, der gebotenen Dringlichkeit des Handelns auf der Bonner Klimakonferenz COP23 im Jahr 2017 plastischen Ausdruck zu verleihen, klingt daher wie der vergebliche Kassandra-Ruf eines apokalyptischen Dramentextes: „The thermometer of risk is rising; the pulse of the planet is racing; people are hurting; the window of opportunity is closing, and we must go Further and Faster Together to lift ambition and action to the next defining level.“ Die durch die Fridays-for-Future-Bewegung ausgelöste Klimadebatte hat die theatrale Auseinandersetzung mit der Klimakrise befördert und den scheinbar unvermeidbaren Rückgriff auf dystopische Narrative ästhetisch vielfach fruchtbar gemacht. So unterschiedlich in Form und Inhalt die entstandenen Theaterprojekte sind, so eint sie offensichtlich der Wille oder zumindest die Hoffnung, eine wie auch immer geartete Zukunft nicht nur ästhetisch zu antizipieren, sondern auf sie realiter einzuwirken. Das Seminar möchte daher nicht nur die theatralen Erzählweisen von „Klimakrise“ an einschlägigen Fallbeispielen des Eco-Theatre (u. a. Köcks Klimatrilogie, Eisenachs „Anthropos, Tyrann“, Rimini Protokolls „Weltklimakonferenz“, Rögglas „Das Wasser“) multiperspektivisch beleuchten, sondern auch Nutzen und Praktikabilität unserer theaterwissenschaftlichen Parameter für kultur- und politikwissenschaftliche Fragestellungen überprüfen. Mediale Visualisierungsstrategien des Klimawandels als faktuale Erzählung sowie aktivistische Protestformen im Zeichen globaler Solidarisierung (Letzte Generation, Extinction Rebellion) lenken den Blick auf die gegenwartsstiftende Performativität klimapolitischer Schau-Ereignisse und die damit verbundenen affektiven Vergemeinschaftungs- und symbolischen Austauschprozesse. Der geforderte ökologische Wandel auch in Kulturbetrieben - reale Akteure im CO2-produzierenden Weltentheater – lädt jenseits von Greenwashing-verdächtigen, rein ästhetischen Krisentransformationen ein, über den Begriff der Konsequenzverminderung neu nachzudenken (ETC Theatre Green Book). Theoretisch flankiert wird das Seminar von disziplinübergreifenden Schriften zur Theaterdramaturgie, zur phänomenologischen Wahrnehmung von Zeit, zum Ecocriticism, zur Kommunikations- und Emotionsforschung und zur soziologisch-philosophischen (Neu)bestimmung des Verhältnisses von Mensch, Natur, Kultur und Gesellschaft. Welche Rolle spielt „das Theater“ in dieser letzten (oder einzigen?) großen Erzählung der Menschheit? Die Auswahl der Fallbeispiele ist für studentische Vorschläge offen.

 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
25.04.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.05.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.05.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
16.05.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
23.05.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
30.05.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.06.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.06.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.06.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.06.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.07.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.07.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.07.2025 (Freitag) 08:15 - 09:45 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude