RVL. Medialität der Sinne
Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Oksana Bulgakowa; Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder; Dr. Roman Mauer; Univ.-Prof. Dr. Michael SimonKurzname: MDSRV
Kurs-Nr.: 05.KuTheFi.050
Kurstyp: Ringvorlesung
Inhalt
Der „totale Film“, so schrieb André Bazin 1946, „ist der Mythos eines allumfassenden Realismus, einer Wiedererschaffung der Welt nach ihrem eigenen Bild“, ein Traum, der schon die Pioniere des Kinos fasziniert hätte: das Ziel der „vollkommenen Illusion, mit Ton, Farbe und Relief“.Als Bazin dies schrieb, war der epochale Umbruch vom Stummfilm zum Tonfilm gerade mal zwei Dekaden alt. Und bereits acht Jahre später versuchte das Kino mit Cinemascope- und 3D-Filmen die Grenzen des Wahrnehmungsraums einzureißen. Heute, im Jahr 2014, nach dem Siegeszug der Digitalisierung und inmitten eines anhaltenden Booms des 3D-Films, sind wir vielleicht erneut in einer ähnlichen Position wie Bazin und können im Rückblick die Fäden sammeln, die sich aktuell bündeln, um über die Zukunft des filmischen Erzählens nachzudenken.
Neue Möglichkeiten sind entwickelt, haben sich aber noch nicht durchgesetzt: das interaktive 360-Grad-Video zum Beispiel, das dem User erlaubt, innerhalb eines Films zu navigieren; das berührbare Hologramm, die Holofonie oder der holografische Filme (wie Michael Jacksons „Auftritt“ bei den diesjährigen Billboard Music Awards). Andere Formen eroberten sich eine stetig bedrohte Nische, wie die Ganzkuppelprojektionen (Fulldome) in Planetarien und eigens dafür organisierten Festivals (Jena). Die Eroberung des öffentlichen, gesellschaftlichen und virtuellen Raums durch das Bewegtbild ist eine Neuerung, die sich Bazins Pioniere im 19. Jahrhundert noch nicht erträumen konnten. Doch haben neue Formen, wie Augmented Reality, Second Screen, Sky Screen, Out-of-Home-Displays und Ubiquitous computing, noch wenig relevante Inhalte geschaffen.
Diese wiederum sind überraschend in einem anderen Medium aufgetaucht: Woran Honoré de Balzac bis zu seinem Lebensende in einem Geflecht aus 91 Romanen schrieb, einem umfassenden Panoramabild der französischen Gesellschaft, woran das Kino, insbesondere Robert Altman, mit episodischen Filmen anschloss, das hat das Abonnementen-Fernsehen überraschend antizipiert und zur Blüte gebracht: epische Serien, die versuchen, eine soziale oder phantastische Welt in ihren vielfältigen simultanen Prozessen erzählerisch zu fassen und zu spiegeln. Und der Dokumentarfilm wiederum, der ähnliches im Querschnittsfilm betrieb, nutzt nun den digitalen Film und das Potential des Internets, um in Web-Dokus das parallele Leben in einer Großstadt innerhalb von 24 Stunden zu bannen (wie zuletzt in 24H JERUSALEM, arte 2014).
Die Vorlesung spürt den Wegen nach, die der Film genommen hat, um das größtmögliche Eintauchen des Zuschauers in die fiktionale Welt und das größtmögliche Eintauchen des Films in eine komplexe moderne Wirklichkeit zu erreichen, und sie fragt nach dem Fluchtpunkt dieser Entwicklung.
Termine
Datum (Wochentag) | Zeit | Ort |
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28.10.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
04.11.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
11.11.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
18.11.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
25.11.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
02.12.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
09.12.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
16.12.2014 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
06.01.2015 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
13.01.2015 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
20.01.2015 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
27.01.2015 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
10.02.2015 (Dienstag) | 14:15 - 15:45 | 00 312 P1 1141 - Philosophisches Seminargebäude |