Lehrveranstaltungsarchiv Prof. Dr. Benjamin Wihstutz

VL. Lectures Summer School: Die Handlungsmacht ästhetischer Objekte

Dozent:innen: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Wihstutz
Kurzname: VL Lectures
Kurs-Nr.: 05.155.16_810
Kurstyp: Vorlesung

Voraussetzungen / Organisatorisches

Die Anmeldung zur VL. Lectures Summer School ist nur in der ersten Lehrveranstaltungsanmeldephase (28.01.2019 - 14.02.2019, 13 Uhr) möglich!

Empfohlene Literatur

Alfred Gell, Art and Agency
Bruno Latour, Reassembling the Social
Quentin Meillassoux, Nach der Endlichkeit

Inhalt

"Die Handlungsmacht ästhetischer Objekte": SoCuM-Tagung vom 5.-6. April 2019

Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche neue technische Bild- und Tonmedien entstanden und mit ihnen ist es zu einer regelrechten Explosion von Bildern und Tönen gekommen. Zugleich haben sich vor allem der Stellenwert und die Bedeutung von ästhetischen Objekten in den modernen Gesellschaften enorm verändert. Quantitativ beispielsweise mit der Entstehung des modernen Massenbildes und der modernen Unterhaltungsmusik, qualitativ durch die unmöglich gewordene Unterscheidung von ästhetischem Objekt und Wirklichkeit, der die evident gewordene Unmöglichkeit der Scheidung von Wirklichkeit und Nicht-Wirklichkeit vorausliegt. Daraus erwächst ästhetischen Objekten heute eine enorme Faktizität. Sie konstituieren Wirklichkeit wie sie ihre eigene soziale Wirklichkeit haben.Da dies die Wirkmöglichkeit ästhetischer Objekte über ihre Fähigkeit zu repräsentieren hinaus maßgeblich erweitert, muss sich auch die theoretische Perspektive auf diese Objekte verändern. Ästhetische Objekte können nun nicht mehr nur als Orte kultureller Bedeutungen oder Resultate sozialer Prozesse verstanden werden; vielmehr müssen sie selbst als Agenten der Konstitution sozialer und kultureller Wirklichkeiten betrachtet werden. Die Frage nach der Handlungsmacht von ästhetischen Objekten wird gestellt, um diesem ambivalenten Charakter als autonom und konstruiert, gefunden und gefertigt, Rechnung zu tragen, durch den sie ihre spezifische Faktizität erhalten. Es wird zu fragen sein, wie es sich mit der Eigenwirklichkeit ästhetischer Objekte verhält, wie sie ihre Erfahrung mitbestimmen und wie sie soziale Geltung erlangen. Ästhetische Objekte, so die zugrundeliegende These, bieten nicht nur Unterhaltung, sondern dienen denjenigen, die sich mit ihnen auseinandersetzen, als Form, sich die Welt zu erschließen und in der Welt zu handeln. Dabei werden Dinge, Bilder und Klänge in ästhetischen Situationen als der Sprache strukturell gleichgestellte Medien der Welterzeugung und Weltdeutung erkennbar.

Die zentrale Frage ist also zunächst, auf welche Weise spezifische ästhetische Objekte Welten erschließen und um welche „Welten“ es sich dabei handelt; in einem zweiten Schritt soll dann über die Arten und Weisen geforscht werden, wie die derart generierten „sinnlichen“ Erkenntnisse reflektiert, rationalisiert und mit konkreten Lebensvollzügen in eine Wechselbeziehung gebracht werden. Und schließlich soll, drittens, auf dieser Basis nach den Bedeutungen gefahndet werden, die ästhetischen Objekten im allgemeinen gesellschaftlichen und kulturellen Prozess zukommen. Ein zentrales theoretisches Ziel des Kolloquiums ist es, ein Gegenmodell zu den – weit verbreiteten – kontextualistischen Lesarten kultureller Phänomene zu erarbeiten, die deren Bedeutung aus gesellschaftlichen, politischen oder historischen Konstellationen ableiten, ohne dabei ihre ästhetischen Gehalte bzw. die Spezifik der mit ihnen verknüpften welterschließenden Erfahrungen zugrundzulegen. Ästhetische Momente von den Objekten her zu denken, scheint uns dazu der richtige Weg zu sein. 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
05.04.2019 (Freitag) 09:00 - 19:00 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
06.04.2019 (Samstag) 09:00 - 14:00 02 521 HS Kunstgeschichte
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)