Lehrveranstaltungsarchiv Dr. Stefanie Husel

Ü. Aspekte des Performativen (Summer School) - Wahnsinn inszenieren – Zur Konstruktion und Dekonstruktion von Abnormität im Alltag und auf der Bühne

Dozent:innen: Sabrina Eisele M.A.; Dr. Stefanie Husel
Kurzname: Üb: Aspekte Perform.
Kurs-Nr.: 05.155.131
Kurstyp: Übung

Inhalt

Im Mittelpunkt dieser zweitägigen Übung steht die Frage, wie Gesellschaften die Labels
‚verru¨ckt‘ bzw. ‚wahnsinnig‘ oder auch ‚normal‘ bzw. ‚gewöhnlich‘ fu¨r ihre Mitglieder
vergeben, wie also die Grenze, der eigentu¨mliche Kippmoment, zwischen ‚normal‘ und
‚abnorm‘ bestimmt wird. Wer heute im städtischen Leben eine Person beobachtet, die laut mit sich spricht, bewertet dieses Verhalten zunächst eher als befremdlich, wird dann allerdings der ‚Knopf im Ohr‘ oder das Handy-Headset sichtbar, so scheinen die Normalitätskriterien wieder erfu¨llt zu sein. Wie eine solche Konstruktion und Dekonstruktion von Abnormität funktioniert, lässt sich unter anderem mittels der Analyse narrativer Texte und ihrer Inszenierungen beobachten, wobei das Thema vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Motiv in der Literatur oder dann später in den 60er und 70er Jahren im Rahmen der so genannten Anti-Psychiatrie-Debatte besonders relevant wird. Im Rahmen der Übung sollen deshalb zunächst verschriftlichte Abnormitätskonstruktionen und zugehörige Inszenierungen unter die Lupe genommen werden, wie etwa Georg Bu¨chners Fragment „Lenz“ (1839) und der Roman „März“ (1976) von Heinar Kipphardt, der im Fru¨hjahr 2014 von Johan Simons an den Mu¨nchner Kammerspielen auf die Bu¨hne gebracht wurde. Von hier aus sollen die Bedingungen untersucht werden, unter welchen Wahnsinn und Normalität auf der Bu¨hne oder auch in der literarischen und filmischen Fiktion erscheinen. Zudem soll hier auch – verknu¨pft unter anderem mit den Argumenten einer nach wie vor akuten Debatte der Genieästhetik – die
Frage interessieren, wieviel Wahnsinn/Abnormität in Bezug auf die Ku¨nstlerfigur die Kunst
eigentlich verträgt bzw. sogar benötigt. Ausgehend von dieser Beschäftigung sollen die
Teilnehmer dann selbst eigene Inszenierungen von Kippmomenten zwischen Wahnsinn und Normalität – sei es nun als Performance, Lesung oder auch photographische Ausstellung – entwickeln und im Rahmen der Summer School 2014 einem ausgewählten Publikum präsentieren.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.07.2014 (Samstag) 10:00 - 17:00 01 701 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
20.07.2014 (Sonntag) 10:00 - 17:00 01 701 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)