DIABOLOS – Der Teufel in MIR ?!
Das Szenische Projekt 2013
Ob und inwieweit ein Teufel im Menschen steckt, lässt sich ohne Weiteres nicht beantworten. Immer wieder hören wir jedoch von Ereignissen im Weltgeschehen, die uns unweigerlich darauf schließen lassen, dass der Teufel am Werk gewesen sein muss. Studierende der Theaterwissenschaft wagen das Experiment, dieser Frage nachzugehen. Anhand einer Zusammenführung zweier Stücke, die sich auf ganz eigene und höchst unterschiedliche Weise dem Teufelsmythos in der Gesellschaft nähern, wird die Macht des Teufels über den Menschen demonstriert.
Das Projekt, dessen künstlerische Leitung der Diplom-Musiktheater-Regisseurin Anja Kühnhold obliegt, wird von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und der Stiftung Mainzer Theaterkultur ermöglicht.
Der Teufel - aus dem griechischen Diábolos – ist wörtlich genommen der Durcheinanderwerfer, der Faktenverdreher, der Verwirrer: der, der alles durcheinanderbringt. Seit jeher verkörpert der Teufel die Urangst des Menschen dem Bösen zu verfallen. Daher hat die kulturelle Auseinandersetzung mit dem Teuflischen eine lange Tradition. In der bildenden und darstellenden Kunst sowie der Literatur und Musik treibt die Figur des Teufels ihr Unwesen. So auch in „Glück (r)eine Versuchung“ basierend auf Ramuz Erzählung „Die Geschichte vom Soldaten“: Ein junger Wanderer geht einen Pakt mit dem Teufel ein, indem er seine verstimmte Geige und drei Tage Geigenunterricht gegen ein Buch, das Reichtum verspricht, eintauscht. Bei seiner Heimkehr stellt er fest, dass statt Tagen Jahre vergangen sind und seine Existenz in der Gesellschaft erloschen ist. Somit wird die Suche nach dem Glück zu einer Versuchung, die ins Unglück führt. Als er vom Erzähler erfährt, dass sein Geigenspiel eine Prinzessin aus ihrer Lethargie befreien und er so ihr Herz erobern kann, versuchen sie durch eine List, die Geige zurückzubekommen - beeinflusst durch die Omnipräsenz der Erinnerung.
Obwohl ihnen dieses Wagnis gelingt, ist das Teuflische nicht so leicht zu besiegen. Das Stück ist eine Geschichte über die ewige Suche nach dem vermeintlichen Glück und die Unfähigkeit, das wahre Glück zu erkennen. Die unstillbare Gier des Menschen allein ist die Macht des Teufels. Doch auch er ist nicht vor diesen Schwächen gefeit. Denn auch der Teufel kann menschliche Züge besitzen. So sehnt sich der Teufel Bekkanko im gleichnamigen Stück von Asaya Fujita nach einem ganz normalen Leben, denn seiner Aufgabe als Teufel ist er nicht gewachsen. Anstelle die Menschen zu erziehen, belustigt er sie mit seinem komischen Gesicht des Faxenteufels. Er wird verspottet und schließlich verstoßen – hinauf in die Berge, fernab von den Menschen soll er nun sein Dasein fristen und sich darauf besinnen, was es heißt, ein böser Teufel zu sein. Doch daran scheitert er, da er das blinde Mädchen Yuki entführt - die Erfüllung seiner Sehnsüchte.
Aber kann ein Teufel mit einem Menschen zusammenleben? Wenn die Vorstellungen der Gesellschaft nicht mit dem individuellen Selbstbild übereinstimmen, müssen wir uns diesen beugen, auch wenn sie unser Leben zerstören. So gehen die Protagonisten der beiden Stücke an diesen Idealbildern zugrunde, bis sie im Spiegel nur noch den Willen der Gesellschaft sehen. Das Projekt „DIABOLOS – Der Teufel in MIR?!“ zeigt, dass das Bild, das sich jeder vom Glück macht, von der Gesellschaft konstruiert ist und nicht den persönlichen Bedürfnissen entspricht.