MA Ü. Theater- und Medienpraxis (Summer School) - Performing Tourists, Performing Locals

Dozent:innen: Benjamin Hoesch M.A.; Dr. Stefanie Husel
Kurzname: Th-u Medienpraxis
Kurs-Nr.: 05.155.625
Kurstyp: Übung

Inhalt

Reisen schlägt sich zwar in vielfältigen medialen Erzählungen und Repräsentationen nieder, ist aber zunächst immer eine proxemische Praxis: Bewegung des Körpers im Raum sowie seine innehaltende Präsenz an Orten. Tourismus, eine der prominentesten Kulturpraktiken unserer Zeit, trägt daher stets auch einen Aspekt von Theatralität: als kulturell hochgradig codifizierte Rezeptionsweise einerseits sowie als performative Praxis des Auftretens und Darstellens andererseits. In ihrer Suche nach Erlebnis und Erfahrung differenzieren sich Touristen performativ, nicht nur sehr auffällig entlang der sozialen Unterscheidungen von Geschlecht, Alter, Nationalität, Klasse etc., sondern besonders auch entsprechend einer paradoxen touristischen Logik der Selbstablehnung – nach der Touristen immer nur die anderen sind: so grenzen sich deutlich etwa Individualtouristen von Pauschaltouristen, Kulturtouristen von Erlebnistouristen, Erholungstouristen von Partytouristen und Backpacker von ihnen allen ab. Da demonstrative Tourismuskritik selbst zu den charakteristischen Praktiken des Touristen zählt, fällt gerade die größtmögliche Distanzierung – ‚abseits der ausgetretenen Touristenpfade‘ – immer wieder in die Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster des touristischen Dispositivs zurück.
Doch auch die Gegenfiguren der Touristen, die Einheimischen, sind an touristischen Orten keineswegs voraussetzungslos gegeben, sondern müssen die ‚authentische‘ Zugehörigkeit zu ‚ihrem‘ Ort immer wieder performativ herstellen. Die – gerade auch politisch relevante – Rolle des Einheimischen lässt sich besonders gegenüber und im Zusammenspiel mit Touristen aktualisieren, durch performative Strategien von Gastfreundlichkeit, Dienstleistung oder Ablehnung. Hierbei wird immer auch das Selbst- und Fremdverständnis einer kulturellen Identität der Einheimischen über deren Repräsentationen ausgehandelt.
Der praktische Workshop will diesen performativen Praktiken von Touristen und Einheimischen durch szenische Übungen, Mikro-Performances und Bildaufnahmen im Kurs sowie im öffentlichen Raum der Mainzer Innenstadt nachspüren. Dabei können über die reproduktive Bestandsaufnahme hinaus auch die Möglichkeit der Intervention in touristische Abläufe sowie Entwürfe einer anderen touristischen Praxis jenseits anti-touristischer Selbstverleugnung erprobt werden. Kreativität und eigene Erlebnisse der TeilnehmerInnen sollen den Workshop maßgeblich mitbestimmen.

Deshalb werden alle gebeten, als Ausgangspunkt der gemeinsamen Arbeit ein Objekt, das sie mit auf touristische Reisen genommen haben, sowie ein eigenes Urlaubsfoto mitzubringen.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.07.2014 (Samstag) 10:00 - 17:00 01 611 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
20.07.2014 (Sonntag) 10:00 - 17:00 01 611 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)