HS. Theatergeschichte - Commedia dell' Arte

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder; Hanna Maren Voss
Kurzname:
Kurs-Nr.:
Kurstyp: Hauptseminar

Inhalt

In Gegenbewegung zum Theater der aristokratischen und bürgerlichen Akademien der Renaissance entsteht die erst nachträglich im 18. Jahrhunderts so bezeichnete Commedia dell’arte etwa um 1530 als volkstümliche und gesellschaftskritisch-satirische Theaterform einer gewerblichen Schauspielkunst in Venedig unter Namen wie Commedia all’improvviso oder auch Commedia mercenaria. Es handelte sich hierbei um ein Maskentheater - mit den stehenden Masken der bergamaskischen Zanni, des abgewirtschafteten venezianischen Kaufmanns Pantalone, des heruntergekommenen bologneser Gelehrten Dottore und des großsprecherischen spanischen Eroberers Capitano, das von Comici in Wandertruppen als professionelle Schauspielkunst betrieben wurde. Nach dem üblicherweise angenommenen historischen Verlauf trat diese Theaterform von den späten 1560er bis in die 1630er Jahre einen Siegeszug an die Höfe Nord- und Süditaliens an, dann Frankreichs, wo sie zuerst höfisch-aristokratische, rein künstlerische, „barocke“, spielerische Variationen durchläuft, um sich schließlich ganz von ihren volkstümlichen Wurzeln loszulösen und eine theatermäßige Stilisierung zu erfahren. Als einer ihrer Höhe- und gleichzeitig in der Forschermeinung umstrittensten Punkte kann die „Erfindung“ des ersten Zanni als Arlecchino durch den italienischen Schauspieler Tristano Martinelli unter Rückgriff auf einen französischen Mythos 1585 im Hôtel de Bourgogne in Paris gelten. Weitere Forschungsfragen des Seminars beziehen sich auf
1. die Reform der Commedia von Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts zum „volkstümlichen“ literarischen Theater durch die diesbezüglich widerstreitenden Autoren Goldoni und Gozzi;
2. ihr „Markenzeichen“ des Spiels all’improvviso, aus dem Stegreif: „ohne vom Pferd zu steigen“;
3. die sog. Scenari als Grundlage der Komposition der Improvisation, beispielsweise die berühmte Sammlung Flaminio Scalas Il teatro delle Favole rappresentative (1611);
4. verschiedene Ursprungstheorien, beispielsweise ausgehend von der teatralità della vita in Venedig und dem Venezianischen Karneval;
5. Traditionsbezug und Rollenverständnis der Commedia dell’Arte (Arte giullaresca);
6. das Schlüsselproblem der Maske;
7. die Problematisierung des landläufigen „engen“ historiographischen Begriffs der Commedia dell’arte - mit Entwicklungsablauf in drei Perioden: der sog. „primitiven“ oder „buffonesken“ Periode von 1545-1575, der sog. „heroischen“ Periode oder dem „Goldenen Zeitalter“ von 1575-1625 und der sog. „Verfalls“-Periode nach 1650-1800 – vor dem Hintergrund eines Verständnisses der Commedia als Tradition oder Bezugsrahmen (Münz), das deren historische Verlaufsform eher als zyklisch-diskontinuierlich und von Atavismen geprägt annehmen lässt – zurückreichend bis zum mitteleuropäischen Trixter, dem sog. Proto-Zanni des Jahres 1290 und sich erstreckend bis hin zum Teatro dell’arte Joseph Felix von Kurz-Bernardons Mitte des 18. Jahrhunderts.

Zusätzliche Informationen

Für weitere Informationen beachten Sie bitte auch das Kommentierte
Vorlesungsverzeichnis der Theaterwissenschaft unter
www.theaterwissenschaft.uni-mainz.de

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
25.10.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.11.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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15.11.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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22.11.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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29.11.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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06.12.2011 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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14.02.2012 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 491 P15
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