VL. Theatralität und Schriftkultur in Mittelalter und früher Neuzeit

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder
Kurzname: VL
Kurs-Nr.:
Kurstyp: Vorlesung

Inhalt

Als ausdifferenzierte kulturelle Produktion hat Theater in den historischen Prozessen seiner Entstehung, Modifikation und des Verlustes seiner je diskreten Formen einen geschichtlichen Eigensinn. Entscheidend aber verlaufen diese historischen Bewegungen in je konkreter gesellschaftlicher Kontextualisierung und damit auch kurz- oder langfristiger historischer
Konditionierung. In dieser Hinsicht spielen die Geschichten sozialer Kommunikationsweisen und historisch spezifischer hegemonialer Mentalitäten, Sehweisen, Weltanschauungen eine herausragende Rolle für Haltungen und Diskurse zum Theatralen, für die Ausprägung bestimmter Formen ausdifferenzierten Theaters und ihr jeweiliges Bedeutungssystem. Somit können Bewegungen und Umbrüche dominanter gesellschaftlicher Kommunikationsweisen ein integratives Modell der Historiographie theatraler Formen und Prozesse sein. Der erste Teil der zyklisch angelegten Vorlesung umfasst zunächst den Zeitraum oraler Kommunikation einschließlich Schriftkultur als Manuskriptkultur etwa bis zum Ende des europäischen 15. Jahrhunderts, i.e. der Beginn hegemonialer Buchdruckkulturen. Behandelt werden die theatralen Praktiken dominant oraler Gesellschaften des 8. bis 12. Jahrhunderts: die oralen Performances
von Heldenepik als affirmative politisch-ästhetische Praxis der säkularen Herrscher; nomadisierende professionelle Histriones, Minstrels, Ioculatores als Musikanten, Mimen und Akrobaten der Höfe; die Ausbildung religiöser Darstellungen im frühen Theater der Kleriker von der Osterfeier bis zum Adamsspiel sowie die dominante Oralität sozialer, politischer und
kultureller Kommunikation in der instrumentell-symbolischen, theatralen Praxis der Formierung von Herrschaftsverhältnissen und das Verhältnis dieser Oralität zu der beschränkten, im Wesentlichen lateinischen Manuskriptkultur. Ferner werden für den Zeitraum des 13. bis 15. Jahrhunderts die Geistlichen Spiele untersucht unter besonderer Berücksichtigung ihrer Interdependenz mit Formen karnevalesker Verkehrungs-Theatralität und der Tendenz ihrer Verschriftlichung zum Zweck der Durchsetzung und Vertiefung des christlichen Weltbilds und
der kirchlichen wie städtebürgerlichen Macht. Die Schriftkultur der bürgerlichen Eliten im Italien der Renaissance wird dann abschließend zum Ausgangspunkt der Analyse der Herausbildung der professionellen und kommerziell betriebenen Theaterkunst der Commedia dell’Arte als nicht-dramentextgestütztes Improvisationstheater in dezidierter Gegenbewegung
zur Commedia erudita.

Zusätzliche Informationen

Für weitere Informationen beachten Sie bitte auch das Kommentierte
Vorlesungsverzeichnis der Theaterwissenschaft unter
www.theaterwissenschaft.uni-mainz.de

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
20.04.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.04.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.05.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.05.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.05.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.05.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
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01.06.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.06.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.06.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
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22.06.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.06.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
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06.07.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
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13.07.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.07.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 141 P2
1141 - Philosophisches Seminargebäude