VL. Gegenwartstheater - Theaterfeinde

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Friedemann Kreuder
Kurzname: Vl:Gegenwartstheater
Kurs-Nr.: 05.155.091
Kurstyp: Vorlesung

Inhalt

Kulturwissenschaftliche Ansätze in der Theaterwissenschaft können besonders deutlich in der Optik einer Theorie der Historiographie fokussiert werden, die sich die Formulierung eines Spannungsfeldes zur Aufgabe gemacht hat, das jeweils widersprüchliche Funktionen von Theater und Haltungen zu Theater in Beziehung setzt. Es handelt sich hierbei um das Leipziger Theatralitätskonzept, wie es von Rudolf Münz 1989 erstmals publiziert wurde. Aus der Überzeugung, dass ‚Theater’ als ahistorischer Kernbegriff einer historischen Wissenschaft erkenntnishemmend wirkt, unterschied Münz zum Zweck der Analyse der Vielfalt heterogenster Schau-Handlungen einer Kultur vier Strukturtypen: Lebenstheater, Kunsttheater, Theaterspiel und Nicht-Theater. Die von Münz vorgeschlagene Methode besteht nun darin, die historisch spezifischen Interrelationen zwischen den vier Bereichen von unterschiedlichen Haltungen zum Theatralen herauszuarbeiten, indem Theatergeschichtsschreibung als eine Kombination von Kunst-, Politik-, Sozial- und Alltagsgeschichte betrieben wird. Münz’ Erkenntnisinteresse zielt auf eine Prozesstheorie des symbolischen Austauschs theatraler Formen, welche den Blick auf das ökonomische und ideelle Kapital, die Herrschaftsstrukturen und deren Diskursivierung frei gibt, welche hinter theatralen Verhaltensweisen stehen.
Die Vorlesung verfolgt Theaterfeindlichkeit als kulturell-dynamisches und ästhetisch-produktives Prinzip aus dem Bereich von Nicht-Theater in Geschichte und Gegenwart. So galt beispielsweise der Schauspieler schon bei Platon als zwielichtige Gestalt, den er aus seinem Idealstaat ausgeschlossen wissen wollte. Ausgehend von dieser Denktradition lässt sich eine kulturhistorische „Linie“ etwa über das künstlerische Konzept einer „Authentizitätsdarstellung“ als Ausdruck einer revolutionierten Gesellschaft im Theater der Mainzer Jakobiner bis in die dezidierte Abkehr von jeglichem Kunst-Theater und die durch einen drängenden revolutionären Veränderungswillen motivierte Überführung von Theater in Leben im mehr oder weniger direkt eingreifenden Theater der politischen Aktion in der historischen Avantgarde und Neo-Avantgarde (Agitprop, Beuys, Schlingensief) ziehen.

Zusätzliche Informationen

„Für weitere Informationen beachten Sie bitte auch das Kommentierte Vorlesungsverzeichnis der Theaterwissenschaft unter www.theaterwissenschaft.uni-mainz.de“.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
03.11.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.11.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.11.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.11.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
01.12.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.12.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.12.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.12.2010 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
12.01.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
19.01.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
26.01.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.02.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.02.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude
16.02.2011 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 181 P5
1141 - Philosophisches Seminargebäude