Jun.-Prof. Dr. habil. Julia Stenzel

MA VL Theatergeschichte: Theatergeschichte(n) im Iran, 1500-2022

Dozent:innen: Jun.-Prof. Dr. Julia Stenzel
Kurzname: VL Theatergeschichte
Kurs-Nr.: 05.155.560
Kurstyp: Vorlesung

Inhalt

Die Geschichte des Theaters im Iran hat viele Anfänge: Lange vor der Islamisierung des west- und zentralasiatischen Raums sind rituelle Performances nachweisbar, zudem Figurentheater und theatralisierte Erzähltraditionen. Als unter der Herrschaft der Safawiden-Dynastie um 1500 der schiitische Islam zur Staatsreligion wird, entwickeln sich neue theatrale Formen, darunter Ta’ziyeh, ein theatraler Nachvollzug der schiitischen Gründungserzählung, aber auch nichtreligiöse, komische Formate.
Zwar bestehen schon früh Handelsbeziehungen des Irans mit Europa – mit Einfluss auch auf Theater, Literatur und Kunst. Doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit der Begeisterung europareisender Adliger u.a. für die Theaterstadt Paris und den Theaterautor Shakespeare, beginnt sich das Theater radikal zu verändern: Theaterhäuser werden gebaut, an französischen und englischen Vorbildern orientierte Dramatik entsteht. Unter dem Eindruck der Champs-Élysées lässt der Qajaren-Shah Naser al-Din (1831-1896) nördlich des alten Stadtzentrums von Teheran die von Theatern, Cafés und später auch von Kinos gesäumte Lalehzar-Straße errichten, die während der Phase der Demokratisierung nach der Konstitutionellen Revolution (1905/06) und unter Herrschaft der Pahlavis (1925-1979) kulturelles Zentrum der Hauptstadt blieb. Das in den 1960er Jahren begründeten Shiraz Festival of the Arts versammelte (Theater-)Künster*innen aus aller Welt in den Ruinen des antiken Persepolis. Die Gründung der Islamischen Republik 1979 brachte einen radikalen Bruch mit den neuen Entwicklungen; doch das iranische Theater hat nie aufgehört zu existieren: Zum Teil im Untergrund oder als artivism auf den Straßen der Städte, zum Teil auf den offiziellen Bühnen oder im Ausland.
Die Vorlesung führt in die Theatergeschichte des Vielvölkerstaates Iran ein: Sie will einen soliden Überblick über die Entwicklung von Theater im Iran, deren politische, ökonomische und infrastrukturelle Voraussetzungen und Auswirkungen vermitteln. Sie will deren ‚kolonialen‘ Hintergründe bewusst machen (Iran war zwar nie eine Kolonie, durchaus aber ein Raum sich überschneidender Interessen von Kolonialmächten) und auch diskutieren, welche Folgen eine Politik der persischen Hegemonie für die Kunst marginalisierter Sprachen hat – und für die Menschen, die sie sprechen. In Schlaglichtern wird regelmäßig der Bezug zur Gegenwart von Theater und Aktivismus im Iran hergestellt.

Zusätzliche Informationen

Babak Rahimi (2021, Ed.): Performing Iran; Marjan Moosavi (2020): Ambivalent (En)counters in the Iranian Dissident Theatre
from 1990 to Present; Babak Rahimi (2011) Theater State and the Formation of Early Modern Public Sphere in Iran

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.04.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
26.04.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.05.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.05.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.05.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.05.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.05.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.06.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
14.06.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
21.06.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
28.06.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
05.07.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
12.07.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude
19.07.2023 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 00 151 P3
1141 - Philosophisches Seminargebäude