Lehrveranstaltungen

MA VL Theatergeschichte: „Das nächste Fremde“? Antikes Theater und moderne Philosophie

Dozent:innen: Jun.-Prof. Dr. Julia Stenzel
Kurzname: VL Theatergeschichte
Kurs-Nr.: 05.155.560
Kurstyp: Vorlesung
Format: online

Inhalt

Das nächste Fremde – in diese griffige Formel hat der Altphilologe Uvo Hölscher die nachantike Faszination an der Kunst, der Philosophie und der Sozialität der Antike gegossen. Seither ist ein Dreivierteljahrhundert vergangen; das Interesse der zeitgenössischen Philosophie an antiken Modellen von Gemeinschaft, Gesellschaft, Teilhabe, kurz: An der politischen Theorie und Philosophie der Antike ist ungebrochen.

Diesen Befund im Hintergrund, konzentriert sich die Vorlesung auf eine Suche nach den Spuren antiken Dramas und Theaters in der Philosophie der Moderne. Moderne‘ – das ist hier ein Zeitraum von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.

Die Vorlesung verbindet den Anspruch, einen Überblick über die philosophischen Reformulierungen ‚des‘ antiken Theaters zu geben mit historischen Tiefenbohrungen und dem Versuch, die verschiedenen Modelle antiken Theaters zu benennen und einander gegenüberzustellen: Am Beginn steht die Diskussion von ‚Antike‘ als einem nachträglichen Konstrukt, das so unterschiedliche theatrale Konfigurationen wie die Großen und Kleinen Dionysien und die Lenäen in Athen mit der spätrömischen Spektakelkultur verbindet – nicht zu vergessen die lateinischen Tragödien eines Seneca, deren Aufführungsbezug immer wieder zur Debatte steht. Die Vorlesung fragt, welche Antike in der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Theater vorkommen, welche ausgeblendet werden – und warum. Denn es ist in erster Linie das Theater des Attischen Dramas, das die Philosoph:innen der Moderne nachhaltig beschäftigt und dem der moderne Blick selbst schon eine Affinität zur Theorie und zur philosophischen Reflexion nachsagt. Zu den im ersten Teil der Vorlesung zu vermittelnden Grundlagen ´zählen daher auch die Interferenzen zwischen dem Attischen Theater und der Philosophie des antiken Griechenland (und, exemplarisch, dem Verhältnis der lateinischen Tragödie Senecas zur Philosophie der Stoa).

Auf diese vorbereitenden Überlegungen folgt eine Reise durch ungefähr 500 Jahre philosophischer Reformulierungen des antiken – und das heißt sehr lange vor allem: des griechischen Theaters – in der Neuzeit. Wir beginnen mit der Reflexion des Tragischen bei Humanisten wie Melanchthon, werfen einen Blick auf die philosophisch grundierten Tragödienprojekte der Weimarer Klassik, lernen die Reformulierungen der Attischen Komödie im 19. Jahrhundert als konkretisierte Gesellschaftstheorie kennen. Raum bekommen auch die „Tragödienphilosophien der Neuzeit“ (Horst Turk) von Hölderlin, Hegel und Schelling über Nietzsche bis hin zur Benjamin und Carl Schmitt und deren wechselseitigen Lektüren.In einem letzten Abschnitt wenden wir uns dem Interesse jüngerer und gegenwärtiger Philosophie am Attischen Theater der Tragödie und am Spannungsfeld von Theater und Sozialität zu, das immer wieder am und im Modell des griechischen Theaters verhandelt wird: So etwa bei Lacoue-Labarthe, Christoph und Bettine Menke, bei Mouffe und Laclau (und deren Rezeption im deutschsprachigen Gegenwartstheater) und in der jüngeren Theatertheorie (Lehmann, Hass, Müller-Schöll, Etzold, Tatari, Kirsch).

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
14.04.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
21.04.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
28.04.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
05.05.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
12.05.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
19.05.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
26.05.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
02.06.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
09.06.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
16.06.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
23.06.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
30.06.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
07.07.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online
14.07.2021 (Mittwoch) 16:15 - 17:45 Online