Die Theaterwissenschaft der Universität Mainz ist aktuell an einem größeren Verbundprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beteiligt: Im Sonderforschungsbereich 1482 „Humandifferenzierung“ werden mit „Staging Differences“ und „Disability Performance“ seit 2021 zwei theaterwissenschaftliche Teilprojekte gefördert. Zudem beginnt im April 2026 ein DFG-Graduiertenkolleg mit dem Titel „Techniken des Bezeugens“ unter theaterwissenschaftlicher Beteiligung, das bisher als Gutenberg Nachwuchs-Kolleg (GNK) gefördert wurde und als AG „Zeugenschaft“ im Georg Forster Forum beheimatet war.

Der SFB „Humandifferenzierung“ untersucht ein grundlegendes kulturelles und soziales Phänomen: dass sich Menschen fortlaufend kategorisierend unterscheiden. Sie tun dies etwa nach Nationalität, Ethnizität, Religion, Alter, Geschlecht, Leistung, sexueller Orientierung usw. Ziel des SFB ist es, die Praktiken der Unterscheidung, also das Wie der Unterscheidung in unterschiedlichen geografischen, kulturellen und historischen Kontexten zu erforschen sowie anhand von Konjunkturen und Relationen jener Praktiken der Humandifferenzierung eine empirisch gesättigte, interdisziplinäre Theorie der Differenzierungsforschung zu entwickeln.

Das SFB-Teilprojekt „Disability Performance als Humandifferenzierung. Aufführungen von Devianz und Leistung im historischen Wandel“ (Leitung: Benjamin Wihstutz) untersucht, wie sich Disability Performances als Praktiken der Humandifferenzierung in den vergangenen 200 Jahren verändert haben. Mit Leistungsdarbietungen in Freak- und Sideshows, der Paralympics sowie inklusiver Theater- und Tanzperformances der Gegenwart werden drei divergierende Genres historisch vergleichend in den Blick genommen. Ziel unseres Projekts ist es, zu ergründen, wie sich mit den Inszenierungspraktiken von Disability Performances Verschränkungen und Wechselwirkungen von Devianz und Leistung in der longue durée wandeln oder ungleichzeitig wiederkehren. Mitarbeitende im Teilprojekt sind Elena Backhausen und Mirjam Kreuser.

Das SFB-Teilprojekt „Staging Differences. Inszenierungen und Interferenzen von Humandifferenzierungen im Gegenwartstheater“ (Leitung: Friedemann Kreuder) erforscht Humandifferenzierung im Rahmen zeitgenössischer, postdramatischer Theaterformen, die reflexiv mit der Theatersituation spielen und sozial experimentieren. Dabei wird Theater als Verdichtungsraum verstanden, in dem Praktiken der Humandifferenzierung, etwa nach Geschlecht, ‚Rasse‘, Ethnizität oder Klasse erprobt, dekonstruiert oder affirmiert werden. Mitarbeitende im Teilprojekt ist Stefanie Hampel.

Auch in den Jahren davor war die Mainzer Theaterwissenschaft regelmäßig an Verbundprojekten beteiligt: u. a. von 2013 bis 2021 an der ebenfalls von der DFG geförderten Forschungsgruppe 1939 „Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung“. Eine Übersicht zu den theaterwissenschaftlichen Teilprojekten und weiteren, städte- wie länderübergreifenden Kooperationsprojekten findet sich hier:

Neben kooperativen Forschungsvorhaben im Kontext fächerübergreifender Verbünde findet Forschung im Arbeitsbereich Theaterwissenschaft wesentlich im Rahmen individueller Forschungsprojekte statt. Ziel ist oftmals die eigene Qualifikation (Promotion, Habilitation). Die Individualforschung in Mainz bildet die thematische, theoretische und methodische Vielfalt bzw. Forschungsexpertise des Faches und der Mitarbeitenden des Arbeitsbereiches ab.

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